Zirkuläres Bauen
Bei der Recherche zum Thema kreislaufgerechtes Bauen stießen wir auf zahlreiche interessante Ansätze und ebenso viele Hürden. Kaum ein Architektur- oder Ingenieurbüro kommt heute an dem Thema vorbei, kaum ein Projekt löst den Anspruch ein. Um ihm gänzlich gerecht zu werden, müssten wir vermutlich auf die Bauten unserer Vorfahren oder anderer Kulturkreise zurückgreifen. Heute scheitern selbst gute Konzepte an Kosten, Ansprüchen und Vorgaben.
Nach dem Prinzip Cradle-to-Cradle finden Gebäude idealerweise nach der Nutzung in den Kreislauf der Natur zurück. Meist bestehen sie aber nur teilweise aus natürlichen, kompostierbaren Materialien. Das mit dem Detail Award ausgezeichnete Gartenhaus von Florian Nagler kommt dem Prinzip jedoch nahe. Ein anderer Weg in den Kreislauf ist die Sanierung oder das Recycling von Bauteilen aus Abrissgebäuden. Doch auch das hat seine Tücken. Die Elemente sind nur eingeschränkt verfügbar und müssen aufwändig entfernt und aufbereitet werden. Um das Recycling zu erleichtern, entstehen demontierbare Gebäude. In der Praxis zeigt sich dann häufig, dass selbst geschraubte Holzverbindungen nach Jahren schwer zu lösen sind.
Eine Forschungsgruppe in Arles versteht sich als Resteverwerter. Sie entwickelt neue Materialien aus Bauschutt und Abfallprodukten der Landwirtschaft, wie den Stängeln von Sonnenblumen, die für Akustikplatten verwendet werden. Reisstroh, das beim Reisanbau abfällt, wird zu Dämmplatten verarbeitet. Daneben experimentiert das Team mit natürlichen Ressourcen der Umgebung. In den Salinen entstehen etwa Fliesen aus Salz. Algen verwandeln sich in Leuchten, Vasen oder Wandbeläge. Architektur aus Bauschutt, verkleidet mit Salz, Reis und Algen: ein schöner Gedanke für die Zukunft. Die ideale Lösung liegt vielleicht in der Kombination all dieser Konzepte. Sabine Drey




Projekte in dieser Ausgabe
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Immersive Pavillonbauten
Expo Osaka 2025 – Zukunft unserer Gesellschaft
Unter dem Motto „Designing Future Society for Our Lives“ beeindrucken auf der diesjährigen Expo in Osaka Architekten wie LAVA, Nüssli, Foster + Partners, Kengo Kuma, Shigeru Ban oder Nikken Sekkei mit zukunftsorientierten und nachhaltigen Pavillonbauten.
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Jeans als Dämmung
Marga Klompé Building in Tilburg von Powerhouse Company
Im niederländischen Tilburg ist Europas vermutlich erstes Hörsaalgebäude in Massivholzbauweise entstanden. In Anpassung an seine Nachbarn hüllt sich der Neubau jedoch in eine Muschelkalkfassade.
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Kreislaufgerechter Wohnungsbau
Garagenaufstockung von Falk Schneemann Architektur
Mit Garagenaufstockungen schafft Falk Schneemann Architektur durch kreislaufgerechte Nachverdichtung der Großsiedlung Karlsruhe Rintheim zwölf neue Wohnungen.
Weitere Beiträge zum Thema
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Zirkuläres Bauen
Genossenschaftsbau in Frankfurt am Main von DGJ
Eine bunte Glasfassade umhüllt die Genossenschaftswohnungen von DGJ Architektur nahe der Frankfurter City. Sie dient sie als Blickfang und als effektive Schallschutzfassade für die Kindertagesstätte und die Bewohner.
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Fortschreibung der Geschichte
Wohn- und Atelierhaus nahe Berlin
Im Landkreis Barnim haben Christoph Wagner Architekten in Zusammenarbeit mit Wenke Schladitz ein märkisches Bauernhaus zu einem Wohngebäude mit Atelier für eine Goldschmiedin umgebaut und dabei die vorhandenen Zeitschichten bewahrt.
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Nachhaltige Umnutzung
Multifunktionales Wohnhaus in Brüssel von Hé!
Zünftiges Wohnen – wie kann das aussehen? Das Büro Hé! zeigt mit der Umnutzung eines alten Industriebaus in Brüssel, wie Nachhaltigkeit, Flexibilität und höchster Wohnkomfort zusammenkommen.
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Neun Thesen zur Kreislaufwirtschaft
Zirkuläres Bauen ist die Zukunft
Zirkuläres Bauen ist in aller Munde, doch die gebaute Realität spricht im Moment noch eine andere Sprache. Warum das so ist, beleuchtet die Publikation „Zirkuläres Bauen in der Praxis“.
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Laborhaus revitalisiert
Universitätsgebäude in Enschede von Civic Architects
Für das Institut für Geoinformation der Twente-Universität im niederländischen Enschede haben Civic Architects das Laborgebäude Langezijds von 1972 ideenreich adaptiert.
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Recyclingbeton aus Ziegelmehl
Sanierung eines Wohnhauses in Versailles von ADT
Atelier Delalande Tabourin saniert ein Wohnhaus in Versailles und verleiht ihm mit architektonischen Eingriffen aus recyceltem Beton einen besonderen Charakter.
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Alles nur geliehen
Temporäres Hotelzimmer von Overtreders W
Zum 200. Gemeindegeburtstag des niederländischen Veenhuizen haben Overtreders W den Stable Stack errichtet – eine temporäre Unterkunft ausschließlich aus geliehenen Materialien.
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Gemeinschaftliches Wohnen
Wohnhaus bei Paris von Plan Común
Das Pariser Architekturbüro Plan Común entwickelte in Eigenauftrag ein Wohnhaus mit großzügigen Gemeinschaftsflächen. Das Projekt ist ein Experiment für das Zusammenleben in einer Hausgemeinschaft.
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Kreislauffähiger Holzbau
Temporäre Sporthalle in Zürich von IB Basel
Nur etwa zehn Jahre wird die Sporthalle am Gloriarank als Trainingsstätte gebraucht. Nach ihrer Nutzungszeit können 85 % der Materialien wiederverwendet werden, weitere 10 % sind sortenrein recycelbar.
Vorherige Ausgaben
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Fassaden 5.2025
Die Fassade ist das Aushängeschild eines Hauses und bestimmt die Außenwirkung eines Gebäudes. Wie unterschiedlich Architekturbüros mit der Kunst der Verkleidung umgehen, zeigen die Beispiele in diesem Heft.
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Massivbau 4.2025
Rund 75 % aller Wohngebäude in Deutschland werden aus Mauerwerk hergestellt. Ein Beleg für das gewachsene Vertrauen vieler Bauherren in den Massivbau – und für uns ein Anlass, ihm eine eigene Detail-Ausgabe zu widmen.
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Urbaner Wohnungsbau 3.2025
Baugrundstücke werden knapp, Wohnen wird teurer, Neubauten werden zunehmend kleiner. Standardisierung und industrielle Vorfertigung scheinen unerlässlich. Nicht mehr das Häuschen im Grünen ist das Leitbild, sondern urbanes Wohnen. Doch was bedeutet das?
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Digital und Nachhaltig 1-2.2025
Neben den ausgezeichneten Gewinnerprojekten des Detail Preises führt und unsere Dezember-Ausgabe zu Mauerwerksbauten nach Frankreich und Südengland und zur dänischen Ziegelbauweise.
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Mauerwerk 12.2024
Neben den ausgezeichneten Gewinnerprojekten des Detail Preises führt und unsere Dezember-Ausgabe zu Mauerwerksbauten nach Frankreich und Südengland und zur dänischen Ziegelbauweise.
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Holzbau + Vorfertigung 11.2024
Wohnsiedlungen und Bürogebäude, ein Aussichtsturm und ein Olympia-Rekord in Paris: In dieser Ausgabe zeigen wir die Vielfalt des Holzbaus in sieben ausgewählten Projekten.
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Gebäudehüllen 10.2024
Während neue Wohnbauten oft als gestaltlose Investorenprojekte mit Billigmaterialien realisiert werden, gibt es in Paris viele Meilensteine mit Naturbaustoffen. Diese Gebäudehüllen stellen wir Ihnen in dieser Ausgabe vor.
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New Work 9.2024
New Work ist ein viel zitiertes Idiom unserer Tage, doch was es genau bedeutet, ist oft unklar. Wir haben uns für diese Konzept-Ausgabe entschieden, statt einer Begriffsdefinition einzelne aktuelle Projekte für sich sprechen zu lassen.
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Bauen in den Bergen 7-8.2024
Von der Metropole in die Einsamkeit der Berge: In unserer Sommerausgabe bringen wir zwei Themen zusammen, die gegensätzlicher kaum sein könnten. Die Olympischen Spiele in Paris und Bauen in den Bergen.
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Klima und Ressourcen 6.2024
Nachhaltigkeit hat viele Facetten, die alle dem Ziel der Dekarbonisierung verpflichtet sind. Wir zeigen in unserer Juni-Ausgabe sechs Projekte, die dazu einen Beitrag leisten und recht unterschiedliche Wege gehen.
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Wohnen im Bestand 5.2024
Wohnungen müssen künftig in bestehenden Gebäuden und Siedlungsstrukturen entstehen – durch Umnutzungen, Aufstockungen, Anbauten und Nachverdichtungen. Wie das geht zeigt unsere aktuelle Ausgabe.
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Balkone, Loggien, Terrassen 4.2024
Hinaus ins Freie! Die April-Ausgabe geht der Konstruktion und Bauweise von Gebäuden mit Balkonen, Terrassen, Loggien und Laubengängen auf den Grund. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen.
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Schulen 3.2024
In kaum einer anderen öffentlichen Institution hat sich der Alltag so verändert wie in der Schule. Die Architektur reagiert und passt ihr Raumprogramm an digitale Lehrmethoden und pädagogische Konzepte an.
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Einfach + Kostengünstig 1+2.2024
Kosten reduzieren und Qualität steigern, geht das überhaupt gleichzeitig im Bauwesen? Wir starten mit einem schwierigen Thema ins neue Jahr, das uns noch länger beschäftigen wird.
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Nachverdichtung 12.2023
Dem Phänomen der Nachverdichtung widmen wir unsere Dezember-Ausgabe. Zwar verstehen alle, dass Nachverdichtung dringend notwendig ist. Doch den eigenen Hinterhof möchte niemand dafür opfern.
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Naturbaustoffe 11.2023
In rasantem Tempo hat der Holzbau in den letzten zehn Jahren das Bauwesen erobert. Unsere aktuelle Ausgabe dokumentiert vielschichtige Beispiele für die detaillierte Anwendung von Naturbaustoffen.
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Fenster und Fassaden 10.2023
Fassaden wird seit jeher viel abverlangt: Sie geben Gebäuden ein Gesicht, sind Klimahüllen und Bedeutungsträger. Zu welchen Ergebnissen das führen kann, zeigen die Beispiele in dieser Detail-Ausgabe.
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Mischnutzung 9.2023
Für die September-Ausgabe zu Konzepten des Mixed Use haben wir spannende Projekte ausgewählt, die Wohnen und Büros, Sporthallen und Gastronomie sowie vieles mehr in ihr komplexes Raumprogramm aufnehmen.
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Auf kleiner Fläche 7/8.2023
Für unsere Sommerausgabe haben wir uns mit der Ressource Fläche beschäftigt. Für die Dokumentationen haben wir spannende Projekte ausgewählt, die mit wenig Fläche auskommen und diese geschickt nutzen.
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Architektur und Klimaschutz 6.2023
Wer heute die unumgängliche Frage nach dem Klimaschutz in der Architektur stellt, erhält nicht eine, sondern viele Antworten.
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Dächer 5.2023
Heute ist die vertikale Aufsicht, also das Dach, oft der erste Eindruck, den wir von Gebäuden haben.
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Materialgerechtigkeit 4.2023
Wer die Debatten über Baustoffe in der Architektur verfolgt, begegnet unweigerlich dem Begriff „Materialgerechtigkeit“.
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Hotels, Hostels, Gästehäuser 3.2023
Nur wenige Wirtschaftszweige hat die Corona-Pandemie in den letzten Jahren derart gebeutelt wie die Hotelleriebranche.
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Bauen im Bestand 1/2.2023
Nicht nur in Deutschland und Europa, sondern weltweit gewinnt das Bauen im Bestand derzeit an Akzeptanz und Relevanz.
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Gebäudehüllen 12.2022
Als wir in der Redaktion unsere persönlichen Highlights des Jahres zusammengestellt haben, war ich überrascht, was meine Kolleginnen und Kollegen 2022 alles erlebt haben. Für den Jahresrückblick in dieser Ausgabe beschreiben sie Architekturbeobachtungen in Jerusalem, Berlin oder Montagnana.